Wer der Natur helfen will, muss mit anpacken. Nach dieser Devise wird in unserer Kreisgruppe seit langem gehandelt. Der Frühling ist dabei, was das Anpacken angeht, eine besonders intensive Zeit. In den letzten Wochen standen deshalb etliche Arbeitseinsätze an.
Auf unserem Grundstück bei Unterdornlach, dem ältesten Biotop, das wir besitzen, mussten während des Winters einige Eschen gefällt werden, weil sie umzustürzen drohten. Mit großem Einsatz wurde das Gelände dann von Ästen und Zweigen geräumt und teilweise entbuscht. Geplant ist, dort Obstbäume zu pflanzen.
Im Rotmaintal bei Melkendorf gab es im letzten Sommer erfreulich viel Nachwuchs bei den Kiebitzen. Die gute Zusammenarbeit mit dem Landwirt, der die Flächen dort bewirtschaftet zeigte offensichtlich ebenso Wirkung wie der Bau und die arbeitsaufwendige Betreuung eines Zaunes, der vor allem Füchse von den Gelegen fernhalten sollte. In diesem Jahr nun hoffen wir auf einen ähnlichen Erfolg. Die gute Zusammenarbeit mit dem Landwirt setzt sich fort. Der Acker, auf dem hoffentlich viele Vögel brüten werden, wurde vor kurzem wieder eingezäunt. Neue Mitstreiter sind in de Arbeitsgruppe "Kiebitz" übrigens immer herzlich willkommen!
Ebenfalls im Rotmaintal brüten die deutschlandweit stark gefährdeten Braunkehlchen. Leiter hat einer der Landwirte, die dort mit uns kooperieren, die Landwirtschaft aufgegeben. Die bisherigen Brachflächen werden künftig wohl intensiv bewirtschaftet werden. Umso wichtiger ist es, die verbleibenden Flächen für die Braunkehlchen attraktiv zu machen. Hier wurde gemäht und das Mähgut abgefahren, damit die Vögel Flächen für ihre Nestmulden vorfinden. Auch hier war von vielen fleißigen Helfern viel Handarbeit gefragt.
Fotos: LBV/Heidi Mai/ Andreas und Christine Schergun/Katrin Geyer
Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz hat eine Aktion zur Reduzierung von sogenanntem Vogelschlag gestartet. Als einer der ersten Städte in Bayern wurde Kulmbach für eine vorbildliche Gestaltung der Treppenabgänge auf dem Eku-Platz ausgezeichnet. Ein weiteres Projekt ist in Planung.
Kulmbach
Ein dumpfer Schlag, ein Fleck an der Scheibe, ein paar Flaumfedern, die langsam zu Boden sinken - mehr bleibt oft nicht von einem Tierdrama, das sich millionenfach ereignet: Glasfassaden und große Fensterflächen werden von Vögeln nicht als Hindernis erkannt; der Aufprall endet meistens tödlich. Nach Schätzungen des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) sterben in Deutschland jährlich mehr als 100 Millionen Vögel durch sogenannten Glasanflug, was in etwa fünf bis zehn Prozent aller in Deutschland vorkommenden Vögel entspricht. Betroffen sind nicht nur die häufigen, in Siedlungen lebenden Arten. Auch seltene und bedrohte Arten wie Eisvogel oder Rauchschwalbe gehören immer wieder zu den Opfern. Nicht immer sterben die Vögel unmittelbar durch die Kollision. Manche verenden oft erst einige Zeit später an schweren inneren Verletzungen. Die genaue Anzahl der durch Kollisionen mit Fenstern verursachten Vogeltode ist schwer zu bestimmen. Die meisten bleiben unbemerkt: Ein Teil der Vögel stirbt sofort, wird jedoch schnell von Menschen oder von anderen Tieren wie Katzen, Mardern oder Elstern weggebracht. Ist der Vogel nicht sofort tot, fliegt er in der Nähe umher und stirbt später an inneren Verletzungen. Dass Glas die Todesursache war, kann dann nicht mehr festgestellt werden. Aber es geht auch anders: Fensterscheiben und Glasfassaden lassen sich so gestalten, dass sie von Vögeln gut erkannt werden.
So, wie zum Beispiel die Glasfronten an den Treppenabgängen zur Tiefgarage unter dem Eku-Platz in Kulmbach: Hier sorgt seit der Neugestaltung im Jahr 2018 ein dichtes Netz aus Punkten dafür, dass die großen Scheiben für Vögel als Hindernis wahrgenommen und umflogen werden können. Eine vorbildliche Gestaltung - meint der LBV und hat die Stadt Kulmbach deshalb dafür öffentlich gelobt und mit einer Plakette ausgezeichnet. Als eine der ersten Kommunen in Bayern übrigens. "Wir wollen mit dieser Plakette die Bemühungen um eine vogelfreundliche Gestaltung anerkennen und deutlich machen, dass hier die Kommune eine Vorbildfunktion übernommen hat", sagt dazu Dr. Peter Stimmler. Stimmler ist Leiter des Projektes "Unsichtbares sichtbar machen", das der LBV vor kurzem gestartet hat. Ziel des Projektes: Behörden dafür zu sensibilisieren, bei öffentlichen Bauten dem sogenannten Vogelschlag vorzubeugen. Auch an Privatleute wendet sich das Projekt: "Wir informieren und zeigen, wie jeder bei sich zuhause etwas zum Schutz der Vögel tun kann." Im Grunde genommen ist das nicht schwer: Wenn Vögel eine Glasscheibe nicht wahrnehmen oder in der sich darin spiegelnden Landschaft eine Fortsetzung ihres natürlichen Lebensraumes sehen, ist die Gefahr groß, dass sie dagegenprallen - mit tödlichen Folgen. Vereinzelt aufgebrachte Muster - wie etwa an einem großen Teil der Buswartehäuschen im Stadtgebiet -, UV-Schutz-Folien oder auch aufgeklebte Greifvogelsilhouetten nützen nichts, sagt Experte Stimmler. "Versuche in einem Flugtunnel haben gezeigt, dass ausschließlich ein relativ dichtes Muster die Vögel dazu bringt, rechtzeitig abzudrehen."
Aber wie bringt man solche Muster auf große Fensterflächen? Ist das für Privatleute finanzierbar? Und kann man dann, wenn eine Scheibe dicht beklebt ist, überhaupt noch hinausschauen? Fragen, die sich stellen. Kein Problem, heißt es aus der LBV-Geschäftsstelle. In Zusammenarbeit mit der Firma Seen im schweizerischen St. Gallen wurden Folien entwickelt, die sich mühelos auf Fensterflächen aufbringen lassen. Werden sie wieder abgezogen, bleiben winzige Punkte zurück, angeordnet in einem Raster von etwa zehn mal zehn Zentimetern. Eng genug, um Vögel abzuhalten - aber dezent genug, um nach wie vor den Durchblick zu gewährleisten. Das bestätigt Peter
Stimmler: "Diese Folien haben einen sogenannten Bedeckungsgrad von nur 0,8 Prozent. Aber sie können Vogelschlag um 90 Prozent reduzieren." Mittlerweile vertreibt der LBV diese Folien, die rund zehn Jahre lang haltbar sind, auch in seinem vereinseigenen Shop. Für sehr große Glasflächen, vor allem solche im öffentlichen Raum, eignet sich dieses Verfahren nur bedingt. Ideal seien, so Peter Stimmler bei der Übergabe der Plakette an die Vertreter der Stadt, geätzte Glasscheiben. "Die kosten natürlich etwas mehr als normales Glas. Aber in Relation zu den Gesamtkosten etwa einer städtischen Baumaßnahme fällt das kaum ins Gewicht." Bei der Stadt Kulmbach freut man sich sehr über die Auszeichnung mit der LBV-Plakette, die mittlerweile am Treppenabgang in der Sutte angebracht und mit einem QR-Code ergänzt wurde, der Passanten weitere Informationen liefert. "Es ist schön, dass unsere Bemühungen honoriert werden", so Oberbürgermeister Ingo Lehmann. Der Vogelschutz sei auch in Zukunft ein wichtiges Thema. "Wir bleiben dran." Dass dies nicht nur eine bloße Absichtsbekundung ist, zeigt die Tatsache, dass Projektleiter Stimmler mittlerweile im regelmäßigen Austausch ist mit Mitarbeitern des städtischen Bauamtes. Das gemeinsame Ziel: Die Nachrüstung der großen Fensterscheiben an der Bücherei am Stadtpark.
Von Katrin Geyer/LBV