Faszination im Teich: Vortrag über die Europäische Sumpfschildkröte

Die Europäische Sumpfschildkröte ist in Deutschland nahezu ausgestorben. Ludwig Steffgen züchtet diese Tiere und kann Faszinierendes berichten.  Foto: LBV/Andreas Hartl
Die Europäische Sumpfschildkröte ist in Deutschland nahezu ausgestorben. Ludwig Steffgen züchtet diese Tiere und kann Faszinierendes berichten. Foto: LBV/Andreas Hartl

Freilebende Schildkröten bevölkern Franken. Sie tummeln sich in Teichen und Bächen und sind an manchen Stellen so zahlreich zu finden, dass die Menschen sie in ihren Speiseplan aufnehmen. Unvorstellbar? Für uns heutige Menschen wohl. Aber es ist noch gar nicht so lange her, da waren tatsächlich Schildkröten auch bei uns heimisch. Mittlerweile ist die Europäische Sumpfschildkröte, um die es hier geht, sehr selten geworden. Das Verschwinden von Auenlandschaften, die Vernichtung von Gewässern, Flussbegradigungen und Grundwasserabsenkung haben ihr zugesetzt. Heute ist sie vom Aussterben bedroht.

 

 

Nicht zuletzt deshalb will Ludwig Steffgen bei einer Vortragsveranstaltung der Kreisgruppe Kulmbach im Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) über diese Tierart am 15. Mai informieren. Vor allem aber auch, weil es ganz faszinierende Wesen sind, wie er sagt. Der Wahlfranke besitzt in einem Mainleuser Ortsteil ein Grundstück mit einem Teich und einem Gewächshaus, in dem sich die bis zu 20 Zentimeter langen Tier offensichtlich wohlfühlen. Etwas mehr als 40 Europäische Sumpfschildkröten leben derzeit dort, verbringen auch kalte Winter im Freien, die ältesten sind mittlerweile über 30 Jahre alt.

 

 

Seine Leidenschaft für diese Schildkröten hegt Steffgen schon seit seiner Jugend. Einer seiner Lehrer war Ludwig Trutnau, Biologe, Autor und Naturfotograf - und vor allem eine anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der Herpetologie (Lehre von den Amphibien und Reptilien). "Der hatte bei sich zuhause fünf Krokodile und ungefähr 400 Schlangen", erinnert sich Steffgen. Die Begeisterung für die Europäischen Sumpfschildkröten, die er ebenfalls dort kennengelernt habe, lasse ihn seitdem nicht mehr los. Seit etwa 35 Jahren züchtet er selbst.

 

 

Während die Tiere in der freien Natur - in Hessen und Brandenburg gibt es noch vereinzelte Vorkommen - sehr scheu seien und wegen einer relativ großen Fluchtdistanz kaum einmal zu sehen seien, seien sie in seinem Garten mittlerweile an den Menschen gewöhnt und ließen sich durch eine große Glasscheibe gut beobachten.

 

 

Ludwig Steffgen wird in seinem Vortrag nicht nur über sein ausgefallenes Hobby berichten. Er wird auch viele Informationen über die bedrohten Tiere liefern, die im Mittelalter so zahlreich anzutreffen waren, dass die Menschen sie gefangen und gegessen haben. "Weil die Schildkröten ja im Wasser lebten wie Fische auch, hat man sie kurzerhand zur Fastenspeise erklärt." Auch das Verschwinden der Lebensräume soll thematisiert werden. Und mit einem selbst präparierten Panzer eines Schildkröten-Weibchens will Steffgen das Thema für seine Zuhörer im wahrsten Sinne des Wortes "begreifbar" machen.

 

 

Der Vortrag "Faszination Europäische Sumpfschildkröte" findet am Mittwoch, 15. Mai, um 19 Uhr im Vereinsheim des Kleintierzuchtvereins Burghaig-Kulmbach, Seidenhof 27, statt. Der Eintritt ist frei. Es ergeht herzliche Einladung.

 

 

LBV/Katrin Geyer

 

Krötenwanderung im Landkreis Kulmbach

Der Frühling kommt heuer zeitig. Und ebenso zeitig beenden viele Tiere ihre Winterruhe. Zum Beispiel Frösche, Kröten oder Molche. Sie gehen in diesen Tagen auf Wanderschaft von ihren Winterquartieren zu den Laichgewässern. Die "Krötenwanderung", von der Natur eigentlich zum Zwecke der Fortpflanzung gedacht, wird für viele der Tiere freilich zur tödlichen Falle. Dann nämlich, wenn sie auf ihrem Weg viel befahrene Straßen überqueren müssen.

 

Wann genau die Amphibien auf Wanderschaft gehen, lässt sich auch von erfahrenen Naturschützern nicht exakt vorhersehen. Temperaturen von mindestens 6 Grad in der Nacht und hohe Luftfeuchtigkeit bewegen die Tiere dazu, sich in Marsch zu setzen. Gras- und Springfrösche sowie Berg- und Teichmolche sind dann die Ersten, die sich auf Wanderschaft begeben. Erdkröten brauchen meistens noch etwas Zeit. Sobald es draußen noch milder wird, erwachen aber auch sie aus ihrer Winterstarre.

 

Spätestens dann starten die Amphibienretter des LBV zu ihrem Einsatz. Auch Ehrenamtliche des Bund Naturschutz und Mitarbeiter der Kreis-Straßenmeisterei sind mit dabei. Entlang von Straßenabschnitten, auf denen mit erhöhtem Aufkommen wandernder Tiere zu rechnen ist, werden Schutzzäune errichtet. In regelmäßigen Abständen werden auf der der Straße abgewandten Seite Eimer eingegraben, in die die Tiere auf der Suche nach einem Durchschlupf hineinfallen. Sobald die Zäune stehen, kontrollieren die Naturschützer sie jeden Tag, meist schon am frühen Morgen. Befinden sich in den Eimern Amphibien, werden sie vorsichtig in Transporteimer umgesetzt und über die Straße getragen. Meist werden dabei gleich Art, Geschlecht und natürlich die Anzahl der Tiere dokumentiert.

 

Neun solcher Schutzzäune gibt es zur Zeit im Landkreis Kulmbach. Insgesamt sind sie 2605 Meter lang. Der längste (510 Meter) steht bei Marktschorgast. Zusätzlich wurden Warnschilder aufgestellt.

 

Wie viele Tiere jeweils gesammelt werden, schwankt von Jahr zu Jahr, und auch von Ort zu Ort gibt es Unterschiede. Die Statistik aber bietet fast überall ein ähnliches Bild. "Die aktuelle Entwicklung macht uns große Sorgen. Es gibt lokale Schwankungen, aber unterm Strich geht die Zahl der gesammelten Tiere deutlich zurück", sagt Erich Schiffelholz, Sprecher der LBV-Kreisgruppe Kulmbach, der federführend ist bei der Koordination der Amphibienrettung.

 

Über die Gründe für den Rückgang lässt sich nur spekulieren. Die Hauptursache ist, so vermuten Experten, der Verlust von Lebensräumen durch Flächenverbrauch und die Zerschneidung der Landschaft durch Siedlungen und Straßen. Ein weiterer Grund dürfte das Insektensterben sein, das den Amphibien die Nahrungsgrundlage nimmt. Und sicher haben an der Entwicklung auch die trockenen Sommer der letzten Jahre ihren Anteil, in denen manche der potenziellen Laichgewässer verschwunden sind.

 

Katrin Geyer/LBV

 

Für die Demokratie

Staatsmedaille für Erich Schiffelholz

Kinder an die Natur heranzuführen und sie "begreifbar" zu machen, ist Erich Schiffelholz ein besonderes Anliegen.  Foto: privat
Kinder an die Natur heranzuführen und sie "begreifbar" zu machen, ist Erich Schiffelholz ein besonderes Anliegen. Foto: privat

Hohe Auszeichnung für Erich Schiffelholz:

 

Der langjährige Vorsitzende der LBV-Kreisgruppe Kulmbach hat die Staatsmedaille für besondere Dienste um die Umwelt erhalten. Höchst verdient - wie wir, seine Vereinskollegen und -kolleginnen finden!

 

Erich Schiffelholz ist im Raum Kulmbach und weit darüber hinaus das "Gesicht" des LBV, kompetenter Ansprechpartner für Fragen zur Natur und zum Naturschutz. Seit fast 40 Jahren gehört Erich Schiffelholz dem LGV an; seit 21 Jahren ist er Vorsitzender der Kreisgruppe und noch immer unser "Kopf", auch wenn wir mittlerweile mit der Steuerungsgruppe in einer neuen Struktur abseits des klassischen Vereinsvorstandes arbeiten.

 

Erich Schiffelholz Naturfreund und Naturschützer von Kindheit an, später dann Polizist von Beruf. Ihm ist es gelungen, beides zu verbinden. Der Bereich Umwelt- und Naturschutz war sein Spezialgebiet während seines langen Berufslebens. Dabei ist es ihm nie in erster Linie darum gegangen, Vergehen zu ahnden. Die Zustände sollten behoben werden - das war sein Ziel.

 

Viel und gern hat sich Erich Schiffelholz, selbst Vater von drei mittlerweile erwachsenen Kindern, der Umweltbildung bei und mit Kindern gewidmet. "Begreifen" im wahrsten Sinne des Wortes sollten die Kinder die Natur. Und so hat er mit Kindern aus Kindergärten und Schulen viele Ausflüge in die Natur unternommen und praktische Arbeit geleistet, etwa durch den Bau von Insekten-Nisthilfen.

 

Für unsere Kreisgruppe leistet er unschätzbare Dienste als Fledermausexperte, Biberberater, Angehöriger des Naturschutzbeirats und Mitglied im Mainleuser Gemeinderat.

 

Erich Schiffelholz "ist" der LBV. Die Ehrung hat er wie kein zweiter verdient. Wir gratulieren ihm dazu herzlich!

Abfischen beim LBV: Hier geht es um den Naturschutz

Sobald der Wasserstand im Teich gesunken ist, kommt in der Nähe des Ablaufs, wo sich die Fische nun sammeln, der Kescher zum Einsatz. Fotos: Katrin Geyer
Sobald der Wasserstand im Teich gesunken ist, kommt in der Nähe des Ablaufs, wo sich die Fische nun sammeln, der Kescher zum Einsatz. Fotos: Katrin Geyer

Was für Bauern die Ernte, ist für Teichwirte das Abfischen im Herbst: Dann zeigt sich, ob das Klima günstig und die eigene Arbeit erfolgreich war und einen guten Ertrag gebracht hat. Auch bei der Kreisgruppe Kulmbach im Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) wurde dieser Tage abgefischt. Im Gegensatz zu anderen Teichbesitzern ging es dem Naturschutzverband dabei aber nicht darum, Fische für Topf und Pfanne zu "ernten". Vielmehr diente die Aktion der ökologischen Aufwertung der Gewässer.

 

Die Gewässer - das sind zwei der sogenannten "Baronsweiher" nördlich des Kulmbacher Stadtteils Seidenhof. Diese Weiher, die eigentlich künstlich angelegte Teiche sind, hat die LBV-Kreisgruppe vor einigen Jahren erworben, um sie als Biotop für seltene oder gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu entwickeln. Um dieses Ziel zu erreichen, muss kontrolliert werden, was im und am Wasser wächst. Zu starker Fischbesatz wirkt sich negativ auf die Wasserqualität aus. Wo zu viele Graskarpfen leben, kann sich kein Schilfsaum entwickeln, weil die Pflanzen von den Fischen gefressen werden. Schilfsäume wiederum sind wichtig als Brut- und Rückzugsraum für viele Vogelarten oder Amphibien.

 

In Wasserbehältern werden die Fische zwischengelagert. Fotos: Katrin Geyer
In Wasserbehältern werden die Fische zwischengelagert. Fotos: Katrin Geyer

Die Pflegemaßnahmen unterscheiden sich in weiten Teilen nicht vom Abfischen an Fischzucht-Anlagen. Zunächst wird der sogenannte Mönch geöffnet, ein Bauwerk, mit dem der Wasserabfluss aus dem Teich geregelt werden kann. Sobald soviel Wasser abgeflossen ist, dass der Teichgrund sichtbar wird (das kann je nach Größe des Gewässers etliche Stunden dauern), machen sich die Helfer an die Arbeit. Mit großen Keschern wird aus dem nunmehr nur noch flachen Wasser so allerlei herausgeholt: Karpfen, Brachsen, Rotaugen, manchmal auch ein Hecht. Die Aktiven des Kulmbacher LBV hatten dabei fachkundige Unterstützung von den Anglern, die sonst am Strössendorfer Weiher bei Burgkunstadt zu finden sind.

 

 

 

Eine ganze Wanne voll Teichmuscheln wurde nach dem Abfischen wieder ausgebracht. Die Muscheln sorgen auf natürliche Weise für gute Wasserqualität. Fotos: Katrin Geyer
Eine ganze Wanne voll Teichmuscheln wurde nach dem Abfischen wieder ausgebracht. Die Muscheln sorgen auf natürliche Weise für gute Wasserqualität. Fotos: Katrin Geyer

Jeder "Fang" wurde zunächst in großen Wasserbecken zwischengelagert; nur augenscheinlich kranke oder sehr schwache Tiere wurden vor Ort geschlachtet. Dann  ging es ans Sortieren. Karpfen, Brachsen und alle anderen großen Fische wurden in Wasserfässer umgeladen, mit denen sie später nach Strössendorf transportiert und dort wieder ausgesetzt wurden. Junge Rotaugen und Rotfedern durften im Laufe des Tages in ihr angestammtes Habitat zurückkehren. Überrascht waren die Aktiven von der großen Zahl an Bitterlingen, die sich in den Keschern fanden. Sie wurden ebenfalls wieder in den Teich eingesetzt - ebenso wie die zahlreichen handtellergroßen Teichmuscheln, die für die Dauer der Aktion aufgesammelt und in einem Bottich zwischengelagert worden waren. Teichmuscheln sind in solchen Gewässern hochwillkommen, üben sie doch eine gewisse natürliche Filterfunktion aus und sorgen für gute Wasserqualität. Mit den Bitterlingen leben sie in Symbiose, das heißt, sie brauchen einander, um existieren zu können: Die Fische, die kaum länger als acht Zentimeter werden, legen ihren Laich in den Muscheln ab, wo sich die Jungfische geschützt entwickeln können. Die Muscheln wiederum benötigt für die Fortpflanzung die Fische, auf deren Haut sich die Larven festsetzen.

 

 

Willkommen sind die Bitterlinge in Gewässern wie den "Baronsweihern" übrigens vor allem deshalb, weil sie manchen Vögeln als Nahrung dienen. Darunter ist auch der Eisvogel - der als Wappenvogel dem LBV natürlich ganz besonders am Herzen liegt.

Junge "Pfiffersucher" machen sich schlau

Julian Schmeißner erklärt den Kindern, worauf es bei der erfolgreichen und vor allem sicheren Pilzsuche ankommt.  Foto: LBV/Christine Taubner
Julian Schmeißner erklärt den Kindern, worauf es bei der erfolgreichen und vor allem sicheren Pilzsuche ankommt. Foto: LBV/Christine Taubner

Wer einmal ein erfolgreicher "Pfiffersucher" werden will, muss klein anfangen. Die Grundlagen für eine erfolgreiche Suche nach essbaren Pilzen hat nun die Jugendgruppe der Kreisgruppe Kulmbach im Landesbund für Vogel- und Naturschutz gelegt: Unter der Leitung von Christine Taubner und Julian Schmeißner, geprüfter Sachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, machten sich Kinder und Jugendliche im Wald nahe des Kulmbacher Tierheims auf die Suche. Von Julian Schmeißner erfuhren sie, welche Pilze es gibt, wie sie leben, wie man damit umgehen sollte und was man mit nachhause nehmen kann - und was lieber nicht. Betrachten, befühlen, staunen - die Kinder waren mit Feuereifer bei der Sache. Am Ende bestand Einigkeit: "Das war toll, das werden wir wieder einmal machen."

 

Die Jugendgruppe des Kulmbacher LBV , die sich an Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren wendet, trifft sich einmal im Monat. Im November wird es ein Sternen und Laternenspektakel mit schaurigen Momenten geben. Nähere Informationen bei Jugendleiterin Christine Taubner, Telefon 01590 6332246.

 

 

LBV

 

 

Mit Julian Schmeißner "in die Pfiffer"

Foto: Winfried Bloche
Foto: Winfried Bloche

Der Kreis der Experten in der LBV-Kreisgruppe Kulmbach hat sich erweitert. Julian Schmeißner, quasi schon von Kindheit an LBV-Mitglied, hat sich im Laufe der Jahre ein enormes Wissen auf dem Gebiet der Pilze erworben und darf sich seit kurzem auch geprüfter Sachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie nennen.

Bei einer gut besuchten Vortragsveranstaltung führte er kürzlich Mitglieder Kreisgruppe und viele Gäste theoretisch in die vielfältige Welt der Pilze ein. Bei einer Exkursion im Spitalwald ging es dann für einen kleinen Teilnehmerkreis um die praktischen Aspekte des Pilze-Sammelns. Solche Exkursionen sollen in Zukunft öfters stattfinden.

Fotos: Winfried Bloche

Naturschützer siedeln Dohlen-Kolonie um

Dohlen gelten als intelligente und standorttreue Vögel. Sie gehören zu den Raben und stehen in Bayern auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Foto: .birdpictures.de/Rosl Roessner
Dohlen gelten als intelligente und standorttreue Vögel. Sie gehören zu den Raben und stehen in Bayern auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Foto: .birdpictures.de/Rosl Roessner

Die Rabenvögel haben sich in großer Zahl in der Spedition Emons angesiedelt. Dort konnten sie nicht bleiben.

 

Vogelexperten haben sich etwas einfallen lassen.

 

Stephan Meixner ist ein Naturfreund. Deswegen störte es den Leiter der Himmelkroner Niederlassung der Firma Emons zunächst auch nicht, dass sich unter dem Flachdach über der Laderampe ein paar Dohlen ansiedelten. Bald aber kamen mehr. Und noch mehr. Und sorgten nicht nur durch ihre lauten Rufe für Unmut. Der Kot der Tiere landete auf Fahrzeugen und Ware - und manchmal auch auf Köpfen und Schultern von Mitarbeitern, die verständlicherweise zu maulen begannen.

 

 

 

 

Braunkehlchen: Sind die letzten Brutpaare noch zu retten?

Das Braunkehlchen, "Vogel des Jahres 2023", ist vom Aussterben bedroht. Eines der letzten Refugien gibt es im Rotmaintal. Der LBV versucht, dort die Lebensbedingungen zu verbessern.

Das Braunkehlchen, "Vogel des Jahres 2023" ist selten geworden und vom Aussterben bedroht. Foto: LBV/Markus Glaessel
Das Braunkehlchen, "Vogel des Jahres 2023" ist selten geworden und vom Aussterben bedroht. Foto: LBV/Markus Glaessel

Der Vogel ist ein Winzling: Knapp spatzengroß, ist er scheu und leicht zu übersehen. Aber er trägt einen großen Titel: Das Braunkehlchen, erkennbar am markanten weißen Streifen über dem Auge, wurde vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dessen bayerischem Partner LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz zum "Vogel des Jahres 2023" gekürt.

 

Die Vögel sind selten geworden bei uns, ihr Bestand gilt deutschlandweit als stark gefährdet. Das liegt unter anderem daran, dass der Weg ins Winterquartier jenseits der Sahelzone und von dort zurück immer gefährlicher wird: Die Sahelzone, ohnehin für Mensch und Tier ein unwirtlicher Landstrich, trocknet zunehmend mehr aus. Wasser und Nahrung werden für das Braunkehlchen knapp und mancher Vogel überlebt deshalb den Winter nicht.

 

Aber auch in unseren Breiten droht dem Braunkehlchen Gefahr. Der Lebensraum der Braunkehlchen sind feuchte Wiesen, Brachen und Feldränder, von denen es in einer intensiv genutzten Landschaft immer weniger gibt. Wichtig sind einzelne Büsche, hohe Stauden oder Zaunpfähle, welche die Vögel als Sing- und Ansitzwarte nutzen, als Sitzplatz also, wo sie ihren Reviergesang anstimmen, ihre Beute (vor allem Insekten, Würmer und Spinnen) erspähen und ihr Nest am Boden anfliegen.

Winfried Bloche (links) und Frank Schneider von der LBV-Kreisgruppe Kulmbach schlagen Bambusstecken in den Boden, die den Braunkehlchen als sogenannte Ansitzwarten dienen sollen. Foto: LBV/Andreas Fuchs
Winfried Bloche (links) und Frank Schneider von der LBV-Kreisgruppe Kulmbach schlagen Bambusstecken in den Boden, die den Braunkehlchen als sogenannte Ansitzwarten dienen sollen. Foto: LBV/Andreas Fuchs

Zumindest hier kann der Mensch eingreifen. Seit Jahren schon betreibt die Kreisgruppe Kulmbach im LBV ein Braunkehlchen-Projekt im Rotmaintal. "Das Rotmaintal ist eines der letzten Refugien" sagt Frank Schneider, beim Kulmbacher LBV der Experte für Braunkehlchen, Kiebitz und Co. In den Nachbarlandkreisen Lichtenfels und Bayreuth sei der Vogel ausgestorben. In der Teuschnitzaue im Frankenwald und im Hofer and gebe es noch einige Brutpaare.

 

Im Rotmaintal habe man noch vor wenigen Jahren einen Aufschwung registriert. "Jetzt haben wir nur noch sechs oder sieben Brutpaare und fürchten auch hier um den Bestand", so Schneider. Brachflächen und Feuchtwiesen können die Kulmbacher Naturschützer nicht aus eigener Kraft schaffen - nur an die Verantwortlichen appellieren, die Natur auch einmal Natur sein zu lassen. Immerhin: Ansitzwarten können sie ausbringen. Vor wenigen Tagen waren zahlreiche engagierte LBV-Mitglieder vor allem im Bereich Oberzettlitz unterwegs, um dort gut 1000 Bambusstecken in den Boden zu schlagen. Die werden von den Braunkehlchen, die Anfang bis Mitte April aus ihren Winterquartieren zurückkehren, hoffentlich gut angenommen.

 

Damit Spaziergänger, Gassigeher oder Jogger auch erfahren, was es mit den vielen Stecken in der Landschaft auf sich hat, wurden zudem Informationstafeln aufgestellt. Darauf zu lesen ist nicht nur Wissenswertes über die gefiederten Gäste, sondern immer wieder auch der Appell, Rücksicht zu nehmen, den Lebensraum der Braunkehlchen nicht zu stören. Insbesondere wird darum gebeten,  Hunde nicht frei laufen zu lassen. Sie könnten nicht nur Braunkehlchen aufstören, sondern auch andere Bodenbrüter wie Lerchen, Rebhühner, Wachtelkönige, Schwarzkehlchen und die ebenfalls in ihrem Bestand bedrohten Kiebitze. Aus dem gleichen Grund sollten Fußgänger auch auf den Hauptwegen bleiben, nicht querfeldein gehen und auch keine kleinen Trampelpfade nutzen. "Damit", so Frank Schneider, "können wir dazu beitragen, dass die bedrohten Vogelarten nicht ganz aus unserer Region verschwinden."

LBV/Katrin Geyer

Naturschutz in Kulmbach

Kulmbacher Biotope brauchen Pflege

Kulmbach – Mitglieder der Kreisgruppe Kulmbach im LBV legen immer wieder Hand an, um ökologisch wertvolle Flächen zu erhalten. Zum Beispiel nördlich von Unterdornlach.

 

....zum vollständigen Artikel (Fränkischer Tag)

Engagierte Naturschützende auf LBV-Gala-Abend ausgezeichnet

LBV ehrt langjährige Aktive mit Engagement-Preis und LBV-Medaillen

Höchste Auszeichnung: Die LBV-Verdienstmedaille

Die LBV-Medaille als höchste verbandseigene Auszeichnung erhielten Mitglieder, die durch besonderen Einsatz die Ziele und die Arbeit des LBV fördern. Dr. Rüdiger Dietel (Roth-Schwabach) wurde für sein herausragendes, jahrzehntelanges Engagement als Vorstand der LBV-Stiftung Bayerisches Naturerbe geehrt. Weitere Medaillen gingen an Dieter Kaus (Nürnberg), Richard Straub (Ebersberg), Erich Schiffelholz (Kulmbach) sowie Ulrich Leicht (Coburg).

 

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